Was versteht man unter "Systemischer Familientherapie" ?
Systemische Familientherapie ist die Bezeichnung einer der derzeit 28 psychotherapeutischen Schulen, die in Österreich durch das Psychotherapiegesetz gesetzlich anerkannt sind.
Der Begriff "Familientherapie" stammt aus den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts, als zum ersten Mal Familienangehörige in den Therapie- und Behandlungsverlauf einbezogen wurden. Dies sollte für die weitere Entwicklung der Psychotherapie von großer Bedeutung werden, da bis dato ausschließlich das Individuum, d.h. der sogenannte "Indexpatient" im Mittelpunkt der therapeutischen Aufmerksamkeit stand.
Der Begriff "Familientherapie" führt zum einen leicht zu Missverständnissen, da er die Assoziation hervorruft, die ganze Familie müsse bei der Therapie anwesend sein. Dies ist natürlich nur in den seltesten Fällen notwendig und sinnvoll.
Zum anderen weist der Begriff "Familientherapie" darauf hin, dass der Mensch und seine Beziehungen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, ungeachtet dessen, ob die relevanten Beziehungspersonen anwesend sind oder nicht. Ursachen für Symptome bzw. Leidenszustände werden (wenn überhaupt) nicht primär in der Persönlichkeit und Lebensgeschichte des Individuums gesucht, sondern viel mehr liegt das Augenmerk auf den heilsamen bzw. weniger heilsamen Lebensumständen (Partnerschaft / Familie / Beruf) des Klienten.
Das SETTING, das heißt wer nun in Psychotherapie kommt, wird in erster Linie vom Klienten/In bestimmt und hängt vom Auftrag der KlientIn ab (was möchte die Klientin in der Therapie erreichen, und wessen Anwesenheit ist dafür zielführend). In den meisten Fällen handelt es sich um systemische Einzeltherapien, öfters wird ein Elternteil, bzw ein Partner zusätzlich eingeladen, um an der Problemlösung mitzuwirken. Immer unter der Voraussetzung, dass dies vom Klienten erwünscht ist.
Die klassische Paartherapie war natürlich von Anfang an ebenfalls das Metier von Familientherapeuten.
Da zwischenmenschliche Beziehungen massive Auswirkungen auf körperliche Symptome und Krankheiten haben, kann die therapeutische Beschäftigung mit Beziehung wesentlich zur Lösung der körperlichen wie seelischen Probleme beitragen.
In jüngster Zeit wird die systemische Therapie durch die neueste Gehirnforschung bestätigt, da wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, dass "zwischenmenschliche Beziehungen" die Gehirntätigkeit wesentlich beeinflussen. So können Wertschätzung und ein achtsamer Umgang mit sich selbst und mit anderen die "Seele wieder gesund machen" bzw das Gegenteil die "Seele krank machen" (Joachim Bauer).
Systemische Therapie, wie die systemische Familientherapie häufig genannt wird, gehört ihrem Wesen nach zu den Kurzzeittherapien. Dies dürfte unter anderem daran liegen, dass sie Ziel- bzw. Lösungsorientiert ist.
Was ist unter Zielorientierung zu verstehen?
Der Auftragsklärung kommt in jedem Therapieverlauf eine wichtige Bedeutung zu: Gemeinsam wird mit dem Klienten ein realistisches und überprüfbares Therapieziel erarbeitet, wobei im Wesentlichen Antworten auf folgende Fragen gesucht werden:
Was ist unter Lösungsorientierung zu verstehen?
In der systemischen Therapie geht es prinzipiell immer darum, die Selbstheilungskräfte der Klienten zu fördern und zu aktivieren. Die Klientin wird von der Therapeutin auf der Suche nach ihren individuellen Lösungen begleitet, in dem ihr u.a. andere Sichtweisen zur Verfügung gestellt werden. Der Klient wird als eigenverantwortlicher, autonomer Partner in der therapeutischen Beziehung betrachtet, der prinzipiell Tempo und Inhalt dieses "gemeinsamen Tanzes" vorgibt.